Ausbildung mit Behinderung: Dein Weg in den Beruf

Anmerkung: In diesem Artikel geht es um Informationen und Angebote für Auszubildende in Deutschland.
Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben, eine Ausbildung abzuschließen – das gilt selbstverständlich auch für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. In Deutschland gibt es Angebote und Möglichkeiten, die den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern. Hier erfährst du, welche Optionen dir zur Verfügung stehen und wie du den besten Weg für dich findest.
Berufsorientierung
und Beratung
Beginne mit einer guten Planung: Beratungsstellen wie die Agentur für Arbeit unterstützen dich bei der Berufsorientierung und der Suche nach passenden Ausbildungsplätzen. Sie informieren dich auch über Fördermöglichkeiten und Hilfsangebote. Schulen, Integrationsfachdienste und berufliche Bildungsträger:innen unterstützen ebenfalls dabei, eigene Stärken und Interessen zu erkennen.
Was dabei hilft, die richtige Ausbildung zu finden? Eine möglichst genaue Vorstellung darüber, wie du dir deinen zukünftigen Arbeitsalltag vorstellst. Stelle dir Fragen, wie zum Beispiel...
- Möchtest du einmal in Vollzeit oder in Teilzeit arbeiten? Ist das in deinem Wunschberuf gut möglich?
- Musst du für den Beruf körperlich anstrengende Tätigkeiten ausführen? Kannst oder möchtest du das?
- Ist ein Führerschein notwendig?
- Bevorzugst du einen Bürojob oder eine Tätigkeit mit viel Bewegung?

Welche Ausbildung
passt zu dir?
In Deutschland leben laut statistischem Bundesamt rund 4,9 Millionen Menschen mit Behinderungen im erwerbsfähigen Alter. Grundsätzlich kannst du dieselben Ausbildungen machen wie andere auch. Je nach individueller Ausgangssituation kann es auch sinnvoll sein, auf alternative Möglichkeiten zu setzen. Es folgt eine Übersicht zu möglichen Ausbildungsformen.
Reguläre Ausbildung
mit Nachteilsausgleich
Je nach individueller Ausgangssituation – und Barrierefreiheit der Ausbildungsstätte – kann eine reguläre Ausbildung mit Nachteilsausgleichen absolviert werden. Dabei können Anpassungen wie verlängerte Prüfungszeiten oder technische Hilfsmittel gewährt werden.
Fachpraktikerausbildung
Für Jugendliche mit Behinderungen, die keine reguläre Ausbildung absolvieren können, gibt es die Fachpraktikerausbildung. Diese Ausbildung legt den Fokus stärker auf praktische Inhalte und reduziert den theoretischen Anteil. Sie wird in verschiedenen Berufsfeldern angeboten, zum Beispiel als Fachpraktiker:in für Büromanagement oder Fachpraktiker:in für Holzverarbeitung.

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Newsletter abonnierenAusbildung in Teilzeit
Eine Teilzeitausbildung ermöglicht es, die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit zu reduzieren. Dies ist besonders hilfreich für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder familiären Verpflichtungen. Die Ausbildungsdauer kann sich entsprechend verlängern, jedoch bietet diese Form Flexibilität und Entlastung.
Teilqualifizierung
Eine weitere Möglichkeit sind Teilqualifikationen oder sogenannte Ausbildungsbausteine. Dabei werden einzelne Module eines Ausbildungsberufs absolviert. Nach jedem erfolgreich abgeschlossenen Modul erhältst du ein Zertifikat. Teilqualifikationen können zu einem späteren Zeitpunkt zu einer vollständigen Ausbildung ausgebaut werden. So kannst du schrittweise vorgehen und dich auf deine individuellen Stärken konzentrieren.
Kooperative und integrative Ausbildung
Diese Modelle kombinieren betriebliche und schulische Anteile:
- Kooperative Ausbildung: Du lernst hauptsächlich im Betrieb und erhältst zusätzliche Unterstützung von einem Bildungsträger.
- Integrative Ausbildung: Hier absolvierst du sowohl theoretische als auch praktische Teile bei einem Bildungsträger und sammelst in festen Zeiträumen Praxiserfahrung im Betrieb.

Besonderheiten bei der
Ausbildung mit Behinderung
Bei einer Ausbildung gelten für dich grundsätzlich dieselben Regeln wie für alle anderen Azubis. Es gibt jedoch einige Besonderheiten, die dir Vorteile bringen:
- Erweiterter Kündigungsschutz: Du genießt während deiner Ausbildung einen stärkeren Schutz vor Kündigungen.
- Zusätzliche Urlaubstage: Menschen mit Behinderungen haben oft Anspruch auf mehr Urlaubstage.
- Schwerbehindertenvertretung: In Unternehmen mit mindestens fünf schwerbehinderten Beschäftigten ist eine Schwerbehindertenvertretung verpflichtend. Sie unterstützt dich bei Fragen oder Problemen und setzt sich für deine Rechte ein.
Unterstützung und Fördermöglichkeiten
Während deiner Ausbildung stehen dir viele Hilfsangebote zur Verfügung:
- Berufsausbildungsbeihilfe (BAB): Diese Unterstützung deckt Kosten wie Miete und Fahrtkosten ab.
- Technische Hilfsmittel: Arbeitsgeräte und Software können deinen Arbeitsalltag erleichtern.
- Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH): Hier bekommst du Nachhilfe, Prüfungsvorbereitung und pädagogische Unterstützung.
- Eingliederungshilfen: Diese finanziellen Mittel helfen dir bei der Anpassung deines Arbeitsplatzes.
Praktika und
Einstiegsqualifizierung
Ein Praktikum ist eine gute Möglichkeit, Berufe auszuprobieren und Kontakte zu knüpfen. Wenn du dir noch unsicher bist, ob eine bestimmte Ausbildung das Richtige für dich ist, kannst du über die Einstiegsqualifizierung (EQ) erste praktische Erfahrungen sammeln. Diese Programme dauern sechs bis zwölf Monate und können dir den Übergang in eine reguläre Ausbildung erleichtern.
Offen über
Behinderungen sprechen
Du entscheidest, ob und wann du deine Behinderung im Bewerbungsprozess erwähnst. Wenn du besondere Anpassungen benötigst, ist es ratsam, dies frühzeitig anzusprechen. Eine offene Kommunikation zeigt Selbstbewusstsein und hilft dem Arbeitgeber, den Arbeitsplatz entsprechend vorzubereiten. ehr dazu kannst du in unsere Artikel über offene Kommunikation lesen.

Mehr dazu findest du hier:
- Aktion Mensch: Ausbildung für Jugendliiche mit Behinderungen
- Mehrwert-Inklusive: Ausbildung in einem Inklusionsunternehmen