Wenn Dauerstress krank macht: Was ist ein Burnout?

In unserer Leistungsgesellschaft hört und liest man häufig über Burnout. Dabei wird es oft nicht als Krankheit verstanden oder häufig mit einer Depression gleichgesetzt. In diesem Artikel wollen wir aufklären, was man unter einem Burnout versteht und was Ursachen dafür sein können. Erfahre, auf welche Symptome du achten solltest und wann du dir Hilfe holen solltest.

Abgebrannte Streichhölzer auf weißem Hintergrund.

Was versteht man unter einem Burnout?

Unter einem Burnout (auch Erschöpfungsdepression) versteht man sowohl emotionale als auch körperliche Erschöpfung. Das sogenannte Burnout-Syndrom fällt in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10-Code) der WHO in die Rubrik „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Umgangssprachlich wird es auch als „Ausgebrannt-Sein“ bezeichnet.

Was sind Ursachen für ein Burnout und woran kann ich es erkennen?

Die Diagnose eines Burnout-Syndroms kann sehr vielschichtig sein, da meistens unterschiedliche Ursachen vorliegen und dabei mehrere Phasen durchlaufen werden. Wichtig zu Beginn ist es zu verstehen, das Burnout nicht nur durch den Beruf ausgelöst wird, sondern durch ein Zusammenwirken von unterschiedlichen Faktoren.

Stress geschrieben auf einem Blatt Papier mit rotem Buntstift.

Zu den Haupt-Ursachen eines Burnouts zählen vor allem folgende Faktoren:

  • Arbeit: Zeitdruck, Arbeitsüberlastung, fehlender Handlungsspielraum, mangelnde Pausen, schlechtes Führungsverhalten etc.
  • Privat: fordernde Betreuungspflichten von Kindern oder Pflegebedürftigen, finanzielle Enge, Konflikte, Beziehungskrisen etc.
  • Person: zu hohe Ansprüche, Schwierigkeiten, sich abzugrenzen, ineffektives Stressmanagement, mangelnde Erholung etc.
  • Gesellschaft: Druck durch Leistungsgesellschaft, unrealistische Rollenbilder, aktuelle Arbeitsmarktsituation etc.

Der daraus resultierende langanhaltende Stress, die Überforderung mit diesem nicht gut umgehen zu können, kombiniert mit mangelnder Erholung, erhöht das Risiko eines Burnouts massiv. Die Symptome eines Burnouts zu erkennen, gestaltet sich, sowohl für das Umfeld als auch für Betroffene selbst, oftmals schwierig.

12 Stadien von Burnout

Das Modell „12 Stadien von Burnout" von Freudenberger und North gilt als Hilfestellung, um Symptome zu verdeutlichen und dient auch als Instrument zur Sensibilisierung. Dabei ist jedoch anzumerken, dass die in diesem Modell beschriebenen Phasen und Symptome oft nicht bewusst wahrgenommen werden. Darüber hinaus treten sie nicht immer in der angegebenen Reihenfolge auf und können ineinander übergehen bzw. sich überlappen. Diese Aufzählung stellt keinen Burnout-Test da, kann aber dabei helfen, Symptome bei sich selbst oder anderen leichter zu erkennen. Einen kurzen Selbsttest findest du gegen Ende des Artikels.

Foto von benützten Streichhölzern mit Aufzählung der 12 Stadien von Burnout.

Stufe 1: Zwang sich zu beweisen

  • Besondere Begeisterungsfähigkeit für die Arbeit
  • Erhöhte Erwartungshaltung an sich selbst
  • Zurückstellen eigener Bedürfnisse und Übersehen eigener Grenzen

Stufe 2: Verstärkter Einsatz

  • Bereitschaft zur Übernahme von neuen Aufgaben
  • Freiwillige Mehrarbeit und unbezahlte Überstunden werden gerne geleistet
  • Gefühl der Unentbehrlichkeit

Stufe 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse

  • Chronische Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  • Erhöhter Konsum von Aufputschmitteln, Kaffee bzw. Zigaretten
  • Gelegentliche Schlafstörungen

Stufe 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen

  • Fehlleistungen wie z.B.: Vergessen von vereinbarten Terminen, Nichterledigen von Aufgaben
  • Ungenauigkeit, Energiemangel
  • Aufgabe von Hobbys

Stufe 5: Umdeutung von Werten

  • Abstumpfung und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Meiden privater Kontakte, die als belastend empfunden werden
  • Probleme mit dem:r Partner:in

Stufe 6: Leugnung der Probleme

  • Gefühl, keine Anerkennung zu bekommen, Desillusionierung
  • Vermehrte Fehlzeiten, verspäteter Arbeitsbeginn, vorverlegter Arbeitsschluss

Stufe 7: Rückzug

  • Orientierungs- sowie Hoffnungslosigkeit, Gefühl der Leere
  • Ersatzbefriedigung durch z.B. Alkohol, Essen, Drogen, Sexualität, Spielen
  • Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Ungenauigkeit, Desorganisation, Entscheidungsunfähigkeit
  • Psychosomatische Reaktionen: Gewichtsveränderung, Bluthochdruck Herzklopfen

Stufe 8: Deutliche Verhaltensänderung

  • Eigenbrötlerei, Einsamkeit, Selbstmitleid, aggressive Reaktionen auf gut gemeinte Zuwendung
  • Dienst nach Vorschrift mit verringerter Initiative sowie Produktivität
  • Verflachung des sozialen Lebens: Gleichgültigkeit, wenig persönliche Anteilnahme an anderen
  • Gefühl der Sinnlosigkeit
  • Meidung beruflich-sozialer Kontakte

Stufe 9: Depersonalisation

  • Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
  • Psychosomatische Beschwerden treten noch mehr in den Vordergrund
  • Entfremdung und Gefühl der Leere

Stufe 10: Innere Leere

  • Wechsel zwischen starken Emotionen und Gefühllosigkeit
  • Phobische Zustände, Panikattacken
  • Vereinsamung
  • Fallweise exzessive sinnliche Befriedigung z.B.: Kaufräusche, Fressattacken, Alkohol trinken ohne wirkliche Befriedigung

Stufe 11: Depression und Erschöpfung

  • Negative Einstellung, Hoffnungslosigkeit
  • Starke Erschöpfung
  • Existenzielle Verzweiflung, Selbstmordgedanken

Stufe 12: Völlige Erschöpfung

  • Lebensgefährliche körperliche, geistige und emotionale Erschöpfung
  • Geschwächtes Immunsystem, Magen-Darm-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Suizidgefährdung

Falls mehrere Symptome zutreffen, sollte das Gespräch mit Freunden und Familie bzw. ärztliches Fachpersonal aufgesucht werden.

Frau mit Gesicht in den Händen am Laptop sitzend.

Die schwierige Diagnose von Burnout

Ein kurzer Burnout-Test um das derzeitige Risiko einzuschätzen, kann unter diesem Link gemacht werden. Dies sollte nur als Momentaufnahme betrachtet werden und ersetzt natürlich keine professionelle Diagnose.

Für die Diagnose eines Burnouts führt das ärztliche Fachpersonal ein Anamnesegespräch durch, klärt körperliche und psychische Symptome ab und schließt mögliche andere Ursachen für die Beschwerden aus. Zu diesem Zweck können unterschiedliche Untersuchungen notwendig sein sowie die Einbindung von Expert:innen aus den Bereichen Psychotherapie oder der klinischen Psychologie. Sollte man aufgrund des Burnouts nicht arbeitsfähig sein, ist ein Krankenstand erforderlich. Die Länge ist individuell und abhängig von verschiedenen Faktoren wie Stufe und Schweregrad der Symptome.

Wie man mit dem Thema Burnout sowie der eigenen Diagnose in der Arbeit umgeht, erfährst du in einem zukünftigen Artikel.

Mit der Diagnose Burnout muss ein spezieller Rahmen festgelegt werden, um Arbeitnehmer:innen bei der Genesung zu  unterstützen und den Wiedereinstieg nach einem Burnout zu ermöglichen.
Sollte dies nicht möglich sein, ist es notwendig den Job zu wechseln. 

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Persönlicher Erfahrungsbericht

Auch der Gründer von myAbility hatte in seinem Leben ein Burnout. Seinen ganz persönlichen Erfahrungsbericht kannst du in seiner story.one-Geschichte lesen: "Ausgebrannt" von Gregor Demblin.

Quellen:

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