Disability Burnout: Wenn Barrieren erschöpfen - und was hilft
Ein gesundes, selbstbestimmtes Arbeitsumfeld entsteht, wenn Barrieren abgebaut und individuelle Bedürfnisse ernst genommen werden. Davon profitieren nicht nur Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sondern wir alle.
Autorin: Julia Kreuzer
Ausgebrannt sein betrifft viele Menschen. Für Beschäftigte mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen können durch Barrieren und fehlende Flexibilität zusätzliche Belastungen im Job entstehen. Das kann sehr anstrengend sein und im schlimmsten Fall zu einem Disability Burnout führen.
Burnout durch Krankheit und Behinderungen – was steckt dahinter?
Burnout kann jede Person treffen. Doch wenn Barrieren im Arbeitsumfeld bestehen, steigt das Risiko besonders für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. Nicht die Behinderung selbst ist die Ursache – sondern zusätzliche Hürden, die im Arbeitsalltag auftreten.
Unsichtbare Mehrarbeit
Viele Beschäftigte mit Behinderungen leisten neben ihren eigentlichen Aufgaben zusätzliche Arbeit: Arbeitswege planen, Assistenz organisieren, Anträge ausfüllen oder technische Hilfsmittel beschaffen. Diese Mehrarbeit wird meist nicht wahrgenommen. Sie passiert zusätzlich, braucht Zeit und ist anstrengend. Dadurch bleiben oft weniger Zeit und Energie für andere Dinge und Erholung.
Barrieren im Arbeitsumfeld
Noch deutlicher wird diese Mehrarbeit, wenn Hindernisse im Arbeitsumfeld dazukommen: Gebäude oder digitale Systeme, die nicht barrierefrei sind, fehlende Flexibilität bei Arbeitszeiten etc. Für Kolleg:innen ohne Behinderungen unsichtbar, bedeuten sie für Betroffene mehr Aufwand.
Unsichtbare Mehrarbeit und Barrieren haben viel miteinander zu tun. Je mehr Barrieren es gibt, desto größer wird die Zeit, die man braucht, um sie zu umgehen. Beides zusammen erhöht die Gefahr auszubrennen.
Abwertung & Benachteiligung
Im Job erleben Menschen mit Behinderungen oft abwertende Haltungen oder Vorurteile. Diese äußeren Formen von Diskriminierung erwecken das Gefühl, nicht dazuzugehören. Das erzeugt Stress und verstärkt das Risiko für Erschöpfung.
Gleichzeitig verurteilen sich viele Menschen mit Behinderungen auch selbst. Inklusionsaktivist Raul Krauthausen schreibt in seinem Blogartikel “Disability Burn-out: Internalisierter Ableismus und seine Folgen”: Viele glauben, dass sie nur etwas wert sind, wenn sie auch etwas leisten. Behinderung wird gesellschaftlich oft als das Fehlen von Dingen gesehen. Als Last für Familie, Umfeld oder Kolleg:innen. Deswegen wollen viele Menschen zeigen, dass sie Dinge allein schaffen und so tun, als ob ihre Behinderungen oder Krankheiten nicht da sind.
Das erzeugt Druck. Menschen gehen über ihre Grenzen hinaus.
Masking (Verbergen von Behinderungen oder Krankheiten)
Weil viele Menschen glauben, sie müssen viel leisten, um respektiert zu werden, erzählen sie im Job nicht, dass sie eine Behinderung haben. Eine Umfrage innerhalb der myAbility Community zeigt: Nur 46% sprechen ihre Behinderung in Bewerbungsgesprächen an. 37% entscheiden je nach Unternehmen.
Dieses „Masking“ braucht Kontrolle: Was erzähle ich? Was verschweige ich? Wie vermeide ich, aufzufallen? Das kostet Energie. Man entfernt sich von Kolleg:innen und bekommt dadurch oft nicht die Unterstützung, die man braucht. Das trägt zur Erschöpfung bei und kann die Burnout-Waage zum Kippen bringen.
Was sorgt für mehr Wohlbefinden im Job?
Die Rolle von Führung und Unternehmenskultur
Führung hat einen großen Einfluss darauf, wie es uns im Job geht. Studien zeigen: Wenn Chef:innen ihre Mitarbeitenden ernst nehmen, zuhören und unterstützen, wirkt sich das positiv auf die psychische Gesundheit aus. Wenn das fehlt, steigt die Gefahr für Stress und Überlastung.
Dabei gibt es zwei Ebenen:
- Direkt im Alltag - zum Beispiel, wie mit Pausen, Feedback oder Verständnis für unterschiedliche Bedürfnisse umgegangen wird.
- Indirekt über Strukturen - etwa durch flexible Arbeitszeiten, barrierefreie Tools oder klare Prozesse, die den Arbeitsalltag erleichtern.
Führungskräfte können wichtige Personen sein, die dich dabei unterstützen, gut zu arbeiten. Besonders inklusive Führung kann Belastungen verringern.
Was du selbst tun kannst
Dein Umfeld spielt eine große Rolle bei Disability Burnout. Aber du kannst auch selbst einiges tun, um dein Wohlbefinden im Arbeitsalltag zu sichern.
- Eigene Grenzen ernst nehmen: Pausen sind kein Luxus, sondern wichtig für die Gesundheit.
- Rechte kennen: Barrierefreie Arbeitsbedingungen stehen dir zu. Informiere dich über deine Ansprüche auf Hilfsmittel oder Anpassungen.
- Unterstützung suchen: HR, Betriebsrat oder Netzwerke im Unternehmen können wichtige Stellen für Hilfe sein.
- Austausch mit anderen Betroffenen: Erfahrungen teilen entlastet und zeigt neue Wege auf.
Wenn du schon ein (Disability) Burnout hast und dich fragst, wie du wieder in die Arbeitswelt zurückkommen kannst, findest du in unserem Artikel “Wiedereingliederung nach langem Krankenstand” hilfreiche Tipps.
Disability Burnout entsteht vor allem durch Barrieren, fehlende Flexibilität und zu wenig Verständnis. Es entsteht nicht allein durch Behinderungen oder Krankheiten. Unternehmen und Führungskräfte können aktiv gegensteuern. Und du hast ein Recht auf ein gesundes, inklusives Arbeitsumfeld.
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