Mehr Fokus auf Frauen mit Behinderungen – Heidemarie Egger im Interview
Für das Wirtschaftsmagazin Weconomy hat sich unsere Kollegin Sandra mit Heidemarie Egger getroffen und sie gefragt: Warum müssen wir uns mehr mit der Situation von Frauen mit Behinderungen beschäftigen?
Hier liest du eine Zusammenfassung spannender Punkte des Gesprächs.
Das ganze Interview findest du hier.
Am feministischen Kampftag treffe ich Heidemarie Egger. Was ihr auffällt: Es fehlt an Wissen über Frauen mit Behinderungen. Es gibt kaum Daten und zu wenig Bewusstsein dafür, dass sich die Lebensrealitäten von Frauen und Männern mit Behinderungen voneinander unterscheiden.
Heidemarie Egger leitet das Kompetenzteam Frauen mit Behinderungen des Österreichischen Behindertenrats, ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Verein zur Unterstützung des Unabhängigen Monitoringausschuss und ist Mitgründerin von FmB – Interessenvertretung Frauen* mit Behinderungen.
Unterschiede anerkennen
Menschen mit Behinderungen sind keine homogene Gruppe. Die Lebensrealitäten unterscheiden sich je nach sozio-ökonomischem Hintergrund, Migrationsgeschichte, sexueller Orientierung und Geschlechteridentität. Das Zusammenspiel von sozialen Ungleichheiten wird in der gesellschaftlichen Debatte oft als „Intersektionalität“, als „Überkreuzung“ bezeichnet. FLINTA* mit Behinderungen sind gesellschaftlich oft schlechter gestellt als cis-Männer mit Behinderungen. Deswegen ist es wichtig darauf zu achten, dass nicht nur Männer mit Behinderungen zu Wort kommen.
Es fehlt das Verständnis, dass ein Podium noch nicht divers genug ist, wenn ein Mann mit Behinderungen eingeladen wird. Nicht, weil Männer mit Behinderungen keinen guten Job machen, sondern aus dem Grund, dass Frauen mit Behinderungen andere Erfahrungen machen. Und diese Erfahrungen werden oft unsichtbar gemacht.
(Heidemarie Egger)
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Was heißt FLINTA*? Was heißt cis-männlich?
FLINTA* steht für: Frauen, Lesben, Inter Personen, Nicht-binäre Personen, Trans Personen und Agender Personen. Damit sind jene Menschen gemeint, die im Patriachat aufgrund ihrer Geschlechteridentität oder sexuellen Orientierung schlechter gestellt sind.
Unter cis-männlich versteht man eine Person, der bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde und die sich mit diesem Geschlecht auch identifiziert.
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„Ein gesamtgesellschaftliches Versagen“
Heidemarie Egger ist es wichtig zu betonen, dass die prekäre Situation von Frauen mit Behinderungen nicht selbstverschuldet, sondern ein strukturelles, gesellschaftliches Problem ist. Was dabei hilft, sich dieser Situation bewusst zu werden, sind Gespräche mit anderen Frauen mit Behinderungen.
„Es ist nicht dein individuelles Schicksal. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Versagen, das zu deinen Barrieren führt“
Hürden abbauen
Viele Leistungen, die Frauen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt unterstützen sollen, sind an einen offiziellen Status als Person mit Behinderung geknüpft. Ein Umstand, den Heidemarie Egger kritisch sieht. Der oft langwierige Prozess hält viele Frauen davon ab, sich Unterstützung zu holen. Das hat zur Folge, dass auch für Unternehmen Leistungen wegfallen, die bei der Einstellung dieser Personen helfen würden.
„Ein Hindernis ist außerdem der Weg dahin, einen Status als Person mit Behinderungen zu bekommen. Es ist ein regelrechtes Glücksspiel.“
Neue Wege gehen
An Ideen zur Verbesserung der Situation von Frauen mit Behinderungen fehle es laut Heidemarie Egger nicht. Homeoffice-Möglichkeiten und flexible Arbeitsmodelle ermöglichen vielen Frauen mit Behinderungen bereits ein besseres Arbeiten. Top-Job-Sharing, also wenn sich zwei Personen eine leitende Position teilen, könnte Frauen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen Karrierewege eröffnen, die ihnen bisher verwehrt blieben.
„Die Frage muss sein: Wie schaffe ich es, gesund und langfristig in den besten Rahmenbedingungen gute Arbeit leisten zu können?“
Im ganzen Interview erfährst du, warum Heidemarie Egger sich dafür ausspricht, eine starke Community von Frauen mit Behinderungen aufzubauen und warum Diskussionen rund um das Thema New Work einen positiven Einfluss auf die Inklusion von Frauen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt haben.
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