Tipps zum Gründen mit Behinderungen von "found it ="

Du überlegst, dich selbstständig zu machen? Im Gastbeitrag von "found it =" erhältst du spannende Tipps zum Thema Gründen mit Behinderungen in Deutschland und Informationen zu "found it ="

Eine blonde Frau mit einer einseitigen Gesichtslähmung lächelt in die Kamera und hält einen Laptop. Sie sitzt auf einer braunen Couch und trägt einen bunten Blazer.

Gastbeitrag von found it =

4 Tipps zum Gründen mit Behinderungen

Erfolgreich selbstständig mit Behinderungen - So selten ist diese Kombination gar nicht! Anstatt sich auf die Sicherheit einer festen Stelle zu verlassen, entscheiden sich immer mehr Menschen mit Behinderungen dafür, eine eigene berufliche Existenz aufzubauen. Auch Menschen mit Behinderungen haben den Wunsch unabhängig zu sein und ihre eigenen Ideen zu verwirklichen.

1. Früh die entsprechenden Beratungen aufsuchen

Generell gibt es in Deutschland folgende Unterstützung speziell für Menschen mit Behinderungen, die sich selbstständig machen: enterability in Berlin (nur für Berlin), Kompass in Frankfurt (nur für Frankfurt), found it = in NRW

Themen und Anlaufstellen

  • Finanzierung: Die örtliche Fachstelle für Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben und örtliche Inklusionsämter bzw. Integrationsämter
    Weitere Info auf Webseiten wie z.B. gruenderplattform.de oder www.foerderdatenbank.de
  • Versicherungen: Krankenkasse, freiwillige Arbeitslosenversicherung, Altersvorsorge, Berufsgenossenschaft
  • Gesundheitsprävention: Umgang mit psychischen und körperlichen Belastungssituationen, Fragen der Arbeitsorganisation
  • Buchhaltung: Büroorganisation, Kassen- und Bankbuch, Verwaltung usw.
  • Controlling: Auswertung der monatlichen Bilanzen und der Jahresabschlüsse
  • Beratung und Hilfe bei technischen Arbeitshilfen und bei Fragen „behindertengerechter“ Arbeitsorganisation
  • Nach der Gründung: Krisenintervention und Plananpassung

Ansonsten gibt es immer die Möglichkeit lokale Gründerstammtische zu finden, auf denen man sich vernetzen kann und die generelle Gründungsberatung der jeweiligen IHK, Wirtschaftsförderung oder ggf. Handwerkskammern aufzusuchen.

2. Ein unterstützendes Umfeld

Gründen kostet Kraft und Energie, macht aber auch Spaß. Was wichtig ist, ist ein Umfeld, das einen unterstützt. Also im Idealfall sollte man Gleichgesinnte suchen und in den Gründungsprozess mit einbeziehen. Ein Coach oder ein Peer kann zusätzlich sehr viel Support bieten. Motivatoren, Inspirationen und gute Beispiele können sehr hilfreich sein.

3. Arbeitsalltag & Struktur

Behindertengerechte Arbeitsweisen sind sehr individuell. Der eigene Arbeitsplatz ist idealerweise abgestimmt auf die eigenen Bedürfnisse. Bestimmte Hilfsmittel kann man beantragen, auch als Selbstständige:r. Arbeitszeiten sollten entweder fest eingeplant oder flexibel sein. Das kommt immer darauf an, welche Arbeitsweise zu einem passt. Es ist wichtig sich selbst eine Struktur aufzubauen, die einen fördert aber auch fordert. Die Überforderung ist dabei nicht zielführend, genauso wenig wie eine Unterforderung. Ein ausbalancierter Kalender kann dabei helfen und oder auch ein begleitendes Coaching. Gerade am Anfang.

Schreibtisch von oben. 4 Laptops und Hände von 4 Personen. Schreibutensilien, Unterlagen und Wassergläser verteilt auf dem Tisch.

4. Barrierefreies Büro / Coworken

Ein Büro zu mieten oder zunächst in einem Coworking Space zu starten, kann fürs Netzwerken aber auch für die Arbeitsstruktur sehr positiv sein. Eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit kann so oft einfacher gestaltet werden.

„Coworking ist eine Entwicklung im Bereich „neue Arbeitsformen“. Freiberufler, kleinere Start-ups oder digitale Nomaden arbeiten dabei in meist größeren, verhältnismäßig offenen Räumen und können auf diese Weise voneinander profitieren.“ Quelle

Kleiner Exkurs zum barrierefreien Coworken

Was bedeutet barrierefreies Coworken?

Barrierefreies Coworken bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenarbeiten können. Das beinhaltet idealerweise folgende Punkte:

Erreichbarkeit/Zugänglichkeit

Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel muss gewährleistet sein, zusätzlich werden Behindertenparkplätze benötigt und ein Aufzug, der für Elektrorollstühle ausgestattet ist. Im Weiteren sollten die Gehwege barrierefrei sein.

Raumausstattung

Eine optimale Raumausstattung ist gegeben, wenn elektrisch höhenverstellbare Schreibtische vorhanden sind, damit Rollstuhlnutzer:innen und/oder Menschen mit Gelenkproblemen bzw. Mobilitätseinschränkungen die Möglichkeit haben, aktiv zu arbeiten. Zusätzlich sollten Ringschleifensysteme für Menschen mit Höreinschränkungen vorhanden sein. Das Licht sollte nicht zu grell oder zu schwach, sondern den entsprechenden Gegebenheiten und dem Tageslicht angepasst sein.

Akustik

Die Akustik hat Einfluss auf die Produktivität und Motivation der Menschen. Eine Wartesaalakustik sollte somit auf jeden Fall vermieden werden. Akustische Barrierefreiheit bedeutet, dass Menschen mit Hörbehinderungen, wie bspw. Tinnitus o.ä., in Ruhe und erfolgreich arbeiten können. Es muss Lösungen für eine optimale Schallabsorption gegeben sein. Dazu ist in den meisten Fällen eine Schalldämmung der Decken notwendig. Zusätzlich braucht es getrennte Räume, in denen in Ruhe telefoniert werden kann und ein Rückzugsort gegeben ist.

Ein Beispiel findet sich in Berlin im TUECHTIG

Das Logo von found it = mit dem gleichnamigen Schriftzug in Schwarz und dem Gleichzeichen in Türkis.

found it = Gründen mit Behinderung

Was wir wie tun

Unser Hauptziel ist es, durch eine Qualifizierung zur beruflichen Selbstständigkeit, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in das Arbeitsleben zu erreichen. Inklusion ist ein langwieriger Prozess und unsere Aufgabe besteht darin, Menschen mit Schwerbehinderung dabei zu unterstützen, sich beruflich selbstständig zu machen.

Das Projekt found it = ist im Juni 2020 in Wuppertal gestartet und deckt eine Schnittstelle bzw. Nische, die bis dato in NRW noch nicht bedient ist. Menschen mit Behinderungen (16 Peer Counselor und 2 Projektleiterinnen) und ohne Behinderung (8 Gründungsbera­ter:innen und 2 Vereinsmitglieder) arbeiten Hand in Hand.
found it = hat aktuell kein Projektende, sondern soll dauerhaft fortbe­stehen. Die Peer Counselor beraten, begleiten und motivieren die Interessent:innen auf dem Weg in die berufliche Selbstständigkeit und das in barrierefreien Büros in Wuppertal, Solingen, Remscheid oder online.

Warum wir es tun

Barrieren auf dem Arbeitsmarkt sollen abgebaut werden. Dazu tragen wir bei, indem wir Teilhabe am Arbeitsleben, auf individu­elle und passgenaue Weise, ein Stück möglich machen.
Im April 2018 gründete Amrei Feuerstack ihre erste Eventagentur. Als Neugründerin fand sie schnell ein Netzwerk, welches ihr bei der Entwicklung eines Unter­nehmens geholfen hat. Doch mit ihrer seelischen Behinderung traf sie nicht immer auf das Verständnis und die Hilfe, die sie sich gewünscht hätte. Tatsächlich wurde sie durch ihre Außenwelt zusätzlich behindert. Viele trauten Frau Feuerstack diesen Schritt nicht zu. Doch sie belehrte ihre Umwelt eines Besseren. Mit „Feuerstack Events“ verwirklichte sie über drei Jahre große Veranstaltungen für eine Reihe von Kund:innen. Nun kam durch Corona eine Zwangspause. In dieser Zeit reifte in ihr der Gedanke für „found it =“ und wurde Wirklichkeit.

Website von found it =

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