"Meine Behinderung hat in meinem Arbeitsalltag einen großen Stellenwert"

Reiko Onishi ist eine ehemalige Teilnehmerin des myAbility Talent® Programms in Deutschland und kam im Rahmen eines Job-Shadowings zu Microsoft. Nun ist sie in der Firma angestellt und spricht über die Bedeutung ihrer unsichtbaren Behinderung am Arbeitsplatz.

Grafik mit der Überschrift „Erfolgsgeschichte“ in einem gelben Banner. Text: „Meine Behinderung hat in meinem Arbeitsalltag einen großen Stellenwert – Reiko Onishi“. Rechts ein Foto von Reiko Onishi, die lächelnd vor einem Microsoft-Logo in einem modernen Bürobereich steht.

Wer bist du und was machst du beruflich? 

Ich bin Reiko, Mama von zwei Kindern und verheiratet. Ich bin Autistin und wohne in einem Vorort von München. Ich arbeite bei Microsoft 

Wie sieht dein Arbeitsalltag bei deiner Firma aus? 

Mein Arbeitsalltag ist sehr vielseitig. Kein Tag ist wie der andere. Ich habe Aufgaben, die ich selbständig bearbeite und mir einteilen kann. Ich bin für die Pflege der Webseite der Abteilung verantwortlich und unterstütze meinen Manager bei der Vorbereitung von Meetings und den Dokumenten hierfür. Darüber hinaus unterstütze ich die Abteilung bei Themen wie Compliance und Accessibility.  

Ich halte Vorträge über Accessibility Features in Teams und kläre über unsichtbare Behinderungen auf. Ich möchte ein Umfeld schaffen, in dem Menschen mit unsichtbarer und sichtbarer Behinderung frei sprechen können. Ich bin im Board der Disability ERG (Employee Resource Group) und engagiere mich auch für die Part Time Germany Gruppe, die sich für das Arbeiten in Teilzeit einsetzt.  

Welche Bedeutung hat deine Behinderung im Arbeitsalltag oder Karriere? 

Meine Behinderung hat in meinem Arbeitsalltag einen großen Stellenwert. Ohne meine Behinderung hätte ich diesen Arbeitsplatz nicht gefunden. Meine Behinderung ist in diesem Fall mein größter Schatz. Ich kommuniziere sehr klar, was ich kann und was ich nicht leisten kann. Ich erledige die Aufgaben, die ich kann und werde unterstützt bei Dingen, die mir schwerfallen, aber auch motiviert dazu es auszuprobieren. Viel von dem Leistungsdruck, der entsteht, weil man etwas nicht so gut kann, entsteht im eigenen Kopf. Wenn man es schafft, den eigenen Kopf unter Kontrolle zu halten, hat man schon sehr viel erreicht. Das gelingt mal besser, mal weniger gut. Man darf sich dann nicht zu sehr böse sein.  

Ich habe mit der Disability Gruppe bei Microsoft ein kleines Inklusionsbüchlein herausgebracht, das über unsichtbare und sichtbare Behinderungen informiert und wie Inklusion am Arbeitsplatz gelingen kann. Es ist sehr wertvoll, wenn man am Arbeitsplatz das Gespräch über dieses Thema anregen kann und Menschen dazu motivieren kann, sich damit zu beschäftigen. Das Buch ist auch dazu gedacht das Gespräch in anderen Firmen, bei Kund:innen und Unternehmen zu entfachen und so eine inklusivere Umgebung für alle zu schaffen. 

Zitat von Reiko Onishi über ein Inklusionsbüchlein, das sie mit der Disability-Gruppe bei Microsoft erstellt hat. Text: „Ich habe mit der Disability Gruppe bei Microsoft ein kleines Inklusionsbüchlein herausgebracht, das über unsichtbare und sichtbare Behinderungen informiert und wie Inklusion am Arbeitsplatz gelingen kann.“ Rechts eine Illustration aus dem Büchlein mit verschiedenen Personen, darunter eine Person im Rollstuhl, sowie das Microsoft-Logo und der Titel: „Wir arbeiten alle bei Microsoft – wie b

Wie bist du zum myAbility Talent Programm gekommen, und was hat dir am meisten daran gefallen? 

Ich habe vor Microsoft im Öffentlichen Dienst gearbeitet. In meinem Fall wurde man von Projektlaufzeit zu Projektlaufzeit weiterverlängert. Man wusste nie, ob es danach weiterläuft oder das Projekt eingestellt wird. Das Team, mit dem ich gearbeitet hatte, war über meinen Autismus informiert und hatte viel Verständnis dafür und unterstütze mich, wo es möglich war. Ich hatte nicht vor, das Team zu verlassen, als ich auf das myAbility Talent Programm gestoßen bin. Ich war sehr neugierig und wollte deshalb am Programm teilnehmen. Was mir daran am meisten gefallen hat, war das grenzenlose Verständnis für meine Situation. 

Ich habe meine Diagnose vor 4 Jahren erhalten, damals war ich 42 Jahre alt. Ich bin es nicht gewöhnt, dass man mir so einfühlsam und neugierig entgegentritt. Erst nach der Diagnose und einem Arbeitsplatzwechsel, an dem ich meine Diagnose direkt in der Bewerbung offengelegt hatte, traf ich auf Menschen, die gemeinsam mit mir daran arbeiteten, Aufgaben zu finden, die für mich gut zu erledigen sind. Durch das myAbility Talent Programm habe ich die Chance erhalten, Mitarbeitende von großen Unternehmen kennen zu lernen.  

Die Mitarbeitenden von Microsoft haben in mir etwas gesehen, was ich selbst nicht gesehen habe. Sie haben mich eingeladen und mir letztendlich sogar einen Arbeitsplatz angeboten. Das ist für mich bis heute unglaublich! Ich habe meinen Arbeitsplatz im Öffentlichen Dienst dann aufgegeben und bin ganz zu Microsoft gewechselt. Ich bin dort sehr glücklich und freue mich jedes Mal, wenn ich ins Büro fahre auf die Begegnung mit netten Kolleg:innen und darauf auch neue Menschen kennen zu lernen. 


Logo myAbility Talent Programm. Schriftzug und Icons zum Thema Studium und Behinderungen

Das myAbility Talent® Programm

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Infos zum Talent Programm

Hast du Tipps für Menschen mit Behinderungen, die ihren beruflichen Weg noch vor sich haben? 

Du bist ein Mensch mit Behinderung. Wenn deine Behinderung unsichtbar ist, ändert sich nichts an deiner Situation, wenn du versuchst sie zu verheimlichen. Die Behinderung macht deine Persönlichkeit aus, sie gehört zu dir und wenn du sie wertschätzt, mit allen Höhen und Tiefen, wird sie zu deinem größten Schatz.  

Mit Menschen zu arbeiten, die dich nicht einstellen würden, wüssten sie von deiner Behinderung, hätte dir das Leben nicht leicht gemacht. Egal wie gut du die Behinderungversteckst. Sei mutig und stehe zu dem, was du bist! 

Worauf bist du besonders stolz? 

Ich habe mich an einem persönlichen Tiefpunkt dazu entschieden, all meine Energie zu sammeln und bin richtig abgebogen. Ich bin sehr stolz darauf die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe im richtigen Moment die Stimme, die sagt „ich bin viel zu neugierig, da muss ich mitmachen“ gegen „ich bin nicht gut genug, das schaffe ich nicht“ gewinnen zu lassen. Ich freue mich auf jeden neuen Tag! 

Illustration einer vielfältigen Gruppe von Menschen in unterschiedlichen Outfits und Berufen. Die Gruppe umfasst verschiedene Altersgruppen, Geschlechter und Ethnien, darunter auch eine Person im Rollstuhl.

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