Anglizismen – ein Problem für die Barrierefreiheit?

Anglizismen werden immer häufiger. Dass sich unsere Sprache verändert, ist normal. Doch das häufige Verwenden von englischen Begriffen kann ein Problem für die Barrierefreiheit darstellen.

Zwei Figuren unterhalten sich, doch Figur 2 versteht nicht, was Figur 1 sagt.

Komplizierte Sprache schließt viele Menschen aus: Personen mit niedrigem Bildungsabschluss, Personen mit geringen Deutschkenntnissen, Personen mit Konzentrationsschwierigkeiten (zum Beispiel aufgrund psychischer Erkrankungen oder Neurodivergenz) und Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Die OECD-Studie "Programme for the International Assessment of Adult Competencies" (PIAAC) aus dem Jahr 2013 ergab: In Österreich kann jede:r Fünfte im Alter von 16 bis 65 Jahren komplizierte Texte nicht verstehen. Das sind knapp 1 Million Personen. In Deutschland sind die Ergebnisse ähnlich.

Sprachliche Ausdrücke, die aus dem Englischen in die deutsche Sprache übernommen werden,  nennt man Anglizismen. Sie werden immer häufiger und kommen im Arbeitskontext besonders oft vor. Da ist dann beispielsweise von Recruting, Meetings oder Head of Sales die Rede. Dass sich Sprache verändert, ist normal. Doch das Benutzen vieler Anglizismen macht unsere Sprache komplizierter – und das kann zu einem Problem für die Barrierefreiheit werden.

Schwierigkeiten für Gebärdensprachdolmetschung und Screenreader

Werden häufig Anglizismen genutzt, kann das zum Problem für Gebärdensprach-Dolmetscher:innen werden. Diese müssen so drei Sprachen gleichzeitig übersetzen. Gerade bei englischen Fachbegriffen kann es vorkommen, dass Dolmetscher:innen diese nicht kennen und somit auch nicht übersetzen können. Auch Screenreader können englische Begriffe, die nicht geläufig sind, unter Umständen falsch vorlesen. Das kann zum Verständlichkeitsproblem werden.

Geläufige Begriffe

Es gibt englische Begriffe, die in unserem Sprachgebrauch sehr geläufig sind. Diese Wörter können ohne Bedenken genutzt werden.

Beispiele:

  • Team, Smartphone, E-Mail, online

Bei anderen englischen Begriffen vor dem Verwenden überlegen: Kann ich diese auch durch einen deutschen Begriff ersetzen?

Beispiele:

  • Survey → Umfrage
  • Coffee Break → Kaffeepause
  • Diversity → Diversität
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Wenn das Weglassen keine Option ist

Manchmal kann man einen englischen Begriff oder einen Fachbegriff nicht ohne Weiteres weglassen oder durch einen deutschen Begriff ersetzen. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten, trotzdem für Verständlichkeit zu sorgen:

Englischer Begriff + deutsche Übersetzung

Der englische Begriff wird genutzt und mit einer entsprechenden deutschen Übersetzung ergänzt.

Begriff erklären

Der englische Begriff wird genutzt und erklärt. Das macht vor allem bei Fachbegriffen Sinn. So kann ein Wort auch von Menschen verstanden werden, die nicht aus dem jeweiligen Fachgebiet kommen.

Beispiel:

  • Customer Journey – also der Weg potentieller Kund:innen vom ersten Kontakt bis zum Kauf eines Produktes.

Sprache verändert sich

Sprache verändert sich ständig. Auch im deutschsprachigen Raum werden immer mehr englische Begriffe genutzt. Wenn Worte oder Ausdrücke aus dem Englischen mit der Zeit viel Gebrauch finden oder wichtige Veränderungen in unserer Gesellschaft beschreiben, müssen diese nicht grundsätzlich gemieden werden. Es ist aber wichtig, diese Begriffe zu erklären.

Beispiele:

  • European Accessibility Act – eine EU-Richtlinie über barrierefreie Produkte und Dienstleistungen.
  • Gen Z – das sind Personen, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geborden wurden.

Mehr zu dem Thema:

Studie: Organisation for Economic Co-operation and Development (oecd.org)

STATISTIK AUSTRIA: Schlüsselkompetenzen von Erwachsenen 

derStandard.at : Fast eine Million Österreicher können nur unzureichend lesen

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