Barrierefrei – was heißt das eigentlich?

Rampen und Aufzüge – wer „barrierefrei“ hört, denkt häufig an bauliche Anpassungen für Rollstuhlnutzer:innen. Woran viele weniger oft denken: Taktile Leitsysteme, Mehr-Sinne-Prinzip oder Einfache Sprache. Welche Ebenen der Barrierefreiheit es gibt, mit Beispielen.

Ein Smartphone, zwei gebärdende Hände, Lautsprecher und Discokugel, ein Aufzug: Sie stehen symbolisch für Beispiele für Ebenen der Barrierefreiheit.

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben soll für alle gleichermaßen möglich sein. Und das ohne fremde Hilfe und ohne großen Mehraufwand. Damit Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen uneingeschränkt an der Gesellschaft teilhaben können, brauchen wir Barrierefreiheit. Aber was heißt das konkret? 

Zugang 

Die bauliche Barrierefreiheit ist den meisten Personen ein Begriff. Aufzüge und Rampen ermöglichen Personen den Zugang in ein Gebäude, in obere Stockwerke, in einen Veranstaltungssaal. Weitere Maßnahmen, um Zugänglichkeit für alle zu erhöhen sind zum Beispiel… 

  • Das Herabsetzen von Schaltern oder Klingeln. So können auch Rollstuhlnutzer:innen oder kleine Personen diese leicht erreichen. 
  • Automatische Türöffner erleichtern den Zugang, besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. 
  • Stufenlose Haupteingänge  

Orientierung 

Auch bei der Orientierung kann es Barrieren geben. Wenn gut sichtbare Beschilderungen fehlen, es keine Wegbeschreibung gibt oder Räume schlecht ausgeleuchtet sind. Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Orientierung sind… 

  • Ein taktiles Leitliniensystem, das blinde und sehbehinderte Personen zu ihrem Ziel führt.  
  • Detaillierte Wegbeschreibungen, am besten in Einfacher Sprache 
  • Gut leserliche Beschilderungen 
  • Bei Veranstaltungen gibt es eine Ansprechperson, die in Bezug auf Barrierefreiheit behilflich sein kann. 

Design 

Ansprechende Gestaltung ist wichtig. Damit diese auch für Menschen mit Behinderungen funktioniert, muss sie über mehrere Sinne erfasst werden können. Das sogenannte Mehr-Sinne-Prinzip erhöht die Barrierefreiheit. So kannst du für ein barrierefreies Design sorgen: 

  • Leserlichkeit durch ausreichende Kontraste erhöhen. Das kann mithilfe von Kontrast-Checkern online überprüft werden. 
  • Eine klare und serifenfreie Schriftart sorgt ebenfalls für gute Leserlichkeit. 
  • Weniger ist mehr – überlaufene Designs können Stress und Reizüberflutung verursachen. Lieber auf das Wesentliche konzentrieren. 
  •  Audio-Design und taktiles Design mitdenken!  
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Information 

Auch auf der Informationsebene ist das Mehr-Sinne-Prinzip wichtig. Nur so kann man sicherstellen, dass Informationen bei möglichst vielen Menschen ankommen. Eine besonders häufige Barriere ist außerdem unsere Sprache. Tipps für barrierefreie Informationsweitergabe: 

  • Einfache und Leichte Sprache machen Informationen auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geringen Sprachkenntnissen zugänglich.  
  • Gebärdensprachdolmetschung, Untertitel und Transkripte machen Gesprochenes für gehörlose und hörbehinderte Personen erfassbar 
  • Ausdrucke auch in digitaler Form anbieten (zum Beispiel über einen QR-Code) 
  • Eindeutige Symbole und Bilder unterstützen die Verständlichkeit 

Reize 

Lichter, Farben, Geräusche oder Gerüche – für manche Menschen können Reize Stress auslösen. Vor allem dann, wenn viele Reize gleichzeitig auftreten. Diese Möglichkeiten können für Erleichterung sorgen: 

  • Rückzugsorte schaffen:  Gemeint sind Räume, in die sich Personen zurückziehen können, wenn sie sich überwältigt fühlen. Diese Räume sollten ruhig und frei von Ablenkungen sein 
  • Sensorische Reize reduzieren: So kann Überstimulation durch zu viel Lärm, Licht und visuelle Komplexität verringert werden 
  • Grelles, direktes Licht ist für manche Personen eine Herausforderung. Gedämpftes Licht durch indirekt Beleuchtung ist eine gute Alternative, die trotzdem für gut ausgeleuchtete Räume sorgt
  • Visuelle oder auditive Ablenkungen vermeiden. Darunter fallen unter anderem blinkende Lichter oder Animationen 
  • Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Homeoffice sind wichtige Mittel, um die Exposition gegenüber reizintensiven Büroumgebungen zu verringern 

Digitale Barrierefreiheit 

Digitale Technologien bieten großartige Möglichkeiten der Teilhabe. Sind diese nicht barrierefrei, sind sie für viele Menschen jedoch nicht zugänglich. Im Zeitalter der Digitalisierung kann dies ein gravierendes Reduzieren der Teilhabe bedeuten. Maßnahmen zur Erhöhung der digitalen Barrierefreiheit sind zum Beispiel… 

  • Alternativtexte für Bilder: Diese ermöglichen es Screenreadern, den Inhalt von Bildern für blinde oder sehbehinderte Nutzer zu beschreiben. 
  • Webseiten können auch über die Tastatur bedient werden 
  • Möglichkeiten, Kontraste und Schriftgröße einzustellen 
  • Leicht verständliche Menü-Struktur 

 Mehr als nur das Nötigste 

Auch wenn Barrierefreiheitsmaßnahmen auf den ersten Blick mühsam erscheinen mögen: Menschen mit Behinderungen sind Teil unserer Gesellschaft und haben ein Recht darauf, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dabei geht es um mehr, als nur das Nötigste bereitzustellen. Auch Unterhaltung, Genuss und Freude sollen ohne Mehraufwand für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen möglich sein. 

Barrierefreiheit nutzt allen. Aufzüge nutzen schließlich auch Eltern mit Kinderwägen und ältere Personen. Videos mit Untertiteln werden häufiger angesehen. Symbole und Bilder helfen im Ausland bei der Orientierung. Mehr Barrierefreiheit heißt mehr Zugang für alle – Menschen mit und ohne Behinderungen. 

Hast du noch mehr Tipps? Schreib uns an communications@myability.org 

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